Die Faszination der Waffe

Alle Jahre wieder ...... dreht einer durch, besorgt sich eine Knarre und erschießt wahllos Leute.
Danach geht das Tauziehen los, erboste Bürger die einen Waffenban fordern, Lobbyisten der Schützenvereine halten dagegen, mittendrin Politiker die wieder gewählt werden wollen und die Stimmen der Waffenbesitzer benötigen, wie auch die der Nicht-Waffenbesitzer.

Am Ende passiert wenig oder zuviel.

Mir stellt sich dennoch immer die Frage, brauchen wir private Schußwaffen in unserem Zivilstaat? Ist schießen ein Sport? Brauchen wir private Waffenbesitzer? Darf man jemandem verbieten Militaria zu sammeln?

Weder ein kompromißloses Ja wie ein kompromißloses Nein ist meiner Meinung nach hier die richtige Antwort. Die Faszination der Menschheit für die von ihr erfundenen Tötungswerkzeuge zum gegenseitigen Abschlachten existiert nicht erst seit der Erfindung des Schwarzpulvers.
Die morbide Faszination für Waffen dürfte in dem Moment entstanden sein, als einer unserer affenähnlichen Vorfahren herausgefunden hat das man dem Kollegen in der Höhle nebenan einen Stein über den Kopf ziehen kann und danach sein Futter und sein Weibchen besitzen kann.

Können wir also heute, nach lächerlichen 10.000 Jahren Evolution, diese Faszination eliminieren, eine Welt ohne Waffen schaffen? Das kann man beantworten:
Nein, können wir nicht. Diesen Evolutionssprung hat die Menschheit noch nicht gemacht, wird sie wohl nie machen. Töten ist ein Teil von uns, leider!
Irgendwo wird es immer jemanden geben der einen Anderen töten will und dazu eine Waffe benutzt, und sei es nur der Pflasterstein der da am Boden rumliegt.

Hier kommt die Staatsgewalt ins Spiel. Sie benötigt Waffen um diejenigen ohne Waffen vor solchen Angriffen zu schützen. Darüber brauchen wir glaube ich nicht diskutieren. Selbst die hochgelobte, unbewaffnete englische Polizei holt schnell ein SWAT äquivalentes Einsatzteam wenn es bleihaltig wird. Und dann gehen auch in England die Samthandschuhe zu Boden.

Aber brauchen Privatleute Waffen? In einer westlichen Demokratie? Eigentlich nicht. Bloß wer sorgt dann für den Wildbestand, alle natürlichen Jäger (Luchs, Bär, Wolf etc.) haben wir ja erfolgreich ausgelöscht. Was macht der, der tatsächlich nur auf ne Zielscheibe schießen will und einen Pokal nach Hause nehmen will? Was macht der, der genannter morbider Faszination im Sammelwahn erliegt, aber niemals eine Waffe auf einen Menschen richten würde?

Leer ausgehen? Wäre besser, ist aber nicht machbar, so viel Realismus muß sein.
In Zukunft Waffen zentral lagern? Nicht mehr daheim? Nur noch in Schützenvereinen und Jagdämtern? Man holt sie sich nur wenn man sie für seinen Beruf oder Sport braucht?
Ehrlich gesagt, nein danke. Wenn ich mir anschaue wie abgelegen, aus gutem Grund, viele Vereinsheime und Jagdgebäude liegen....... ne. Egal wie gut die Sicherheitseinrichtungen sind, im Nirgendwo hat der Einbrecher die ganze Nacht Zeit sie zu überwinden, ungesehen. Und dann hat er gleich mal Hundertschaften an Waffen plus Munition vor sich liegen.

Die Menge der Waffen pro Besitzer begrenzen? Ein Anfang. Kein Jäger braucht 10 Gewehre, 1 x Kleinkaliber, 1 x Großkaliber, 1 x Schrot und eine Kurzwaffe für den Fangschuß reichen völlig. Selbiges für Sportschützen.
Allerdings dämmt das die Fehlerhäufigkeit ein, weil weniger Waffen gleich weniger Fehlerquellen, aber nicht die Gefahr an sich. Um einen Menschen zu erschießen benötigt man nämlich exakt 1 Waffe und 1 Patrone, nicht mehr.

Die Erlaubnis zur WBK (Waffenbesitzkarte) stärker an das Führungszeugnis UND Flensburg binden? Würde ich auch eine gute Idee finden. Allerdings bitte maßvoll, denn sonst beschweren sich WBK Besitzer zu Recht das sie wegen einmal geblitzt nachts auf der Landstraße mehrere zigtausend Euro in den Schrott werfen können.

Die bestehenden Gesetze besser einhalten UND kontrollieren? Ne sehr gute Idee. Die Waffen gehören in den Waffenschrank, Munition extra. Wenns nach mir ginge würden Waffentresore per Gesetz verboten bekommen, Schlösser ohne biometrische Eigenschaften zu bekommen. Man benötigt zusätzlich zum Schlüssel, Zahlencode etc. zwingend einen Fingerabdruckscan oder Irisscan. Das würde Sinn machen. Kein durchgeknallter Sohnemann kommt dann mehr an ordnungsgemäß verschlossene Waffen des Vaters mehr ran, jedenfalls nicht ohne seinen Vater zu zwingen. Die Hemmschwelle dafür ist viel höher.
Wer seine Knarren nicht ordentlich verschließt wandert ohne viel Aufhebens mind. 5 Jahre hinter Gitter. Wäre auch ne vernünftige und realistische Regelung.

Und wie schützen wir uns vor Amoklaufenden Waffenbesitzern mit vollem Zugang zu ihren Geräten? Gute Frage, ne Art MPK für Waffenbesitzer alle X Jahre zur Pflicht machen? Teil der WBK Ausbildung ist ein bebilderter Anschauungsunterricht von Schußverletzungen, so wie bei der Erste Hilfe Ausbildung bei der Bundeswehr? Sensibilisierung?
Soft Skills zählen hier glaube ich viel.

Waffen komplett aus dem privaten Bewußtsein zu verbannen kann nämlich auch nach hinten losgehen. Wenn ich mir anschaue wie irrational panisch viel zu viele Menschen hier reagieren wenn Ihnen ein Waffentragender entgegenkommt. Da können böse Unfälle passieren. Ich erinnere mich exemplarisch an einen Vorfall vor einigen Jahren. Ich hab auch Andere erlebt, aber dieser hier ist exemplarisch.

In Nürnberg Nord-Ost wird ein Juwelier überfallen, erschossen. Die Polizei errichtet Straßensperren und gibt Maschinenpistolen an die Beamten aus. Meine damalige Freundin und ich fahren in eine dieser Straßensperren. Ich gucke kurz, sehe das die Polizisten die Waffen locker an der Seite hängen haben, der gut sichtbare Sicherungshebel der MP ist auf "gesichert", und alle recht entspannt sind. Damit war ich auch entspannt.
Meine damalige Freundin wurde aber Angesichts der Waffen hysterisch, panisch hat geheult. Hat das Streßniveau der beiden Polizisten die uns kontrolliert haben stark erhöht. Sie hat mit ihren Händen in der Mittelkonsole, im Fußraum rumhantiert, wo die Polizisten nicht sehen konnten was sie da macht, hat sich ruckartig bewegt usw. Und mit ihr gut 3-4 andere die in der Straßensperre waren.

Solches Verhalten ist gefährlich!

Da ist es mir doch lieber das z.b. ich niemals in meinem Leben eine WBK besitzen werde, niemals eine scharfe Waffe, nichtmal ne Gasknarre. Wenn böse Jungs kommen renn ich weg oder nehm Fäuste und das was grad so da ist an Ästen, Steinen oder Billardqueues.
Allerdings bin ich schon ganz froh Waffen sowohl bei der Bundeswehr als auch bei zwei drei Gelegenheiten in schweizerischen und deutschen Schützenheimen abgefeuert haben zu können.
Das Wissen wie so was gehandhabt wird hilft mir, mich gegenüber waffentragenden Vertretern der Staatsgewalt so zu verhalten, als hätten sie keine.
Und es würde mir ein wenig helfen, mich in einer Situation wo ich mit einer Bedroht werde ein kleines bißchen ruhiger und besonnener zu verhalten. Wichtig ist nicht welche Waffe jemand auf dich richtet, wichtig ist was er zu tun beabsichtigt. Die Beobachtung des Angreifers ist eher geignet dazu, mit allen Beteiligten aus der Sache unverletzt herauszukommen, als panische Angst. Alles was dazu potenziell beitragen kann diese Angst kleiner zu machen, egal um welchen Betrag, ist gut.

Mein Beileid an alle Opfer des Amoklaufes.
Und sperrt den Vater ein, er hat durch seine Fahrlässigkeit dieses Blutbad erst ermöglicht.

Kommentare

Alex4 (aka Loki) hat gesagt…
Die Idee mit den biometrischen Schlössern finde ich gut, aber es hätte auch in diesem Fall nicht geholfen. Denn die Waffe wurde auserhalb des Schranks gelagert.
Die besten Gesetze helfen nichts, wenn man sich nicht daran hält. Die Gesetze sind nur so viel wert, wie der Nachdruck, mit dem darauf geachtet wird, dass sie durchgehalten werden.

Derartige Taten können nicht durch schärfere Gesetze, nicht durch "Bunker: Schule" verhindert werden. Sie können durch Vorsicht und einem wachen Auge nachvollzogen verhindert werden.
Außerdem sollte man sich mal überlegen, warum jemand eine derartige Tat durchzieht. Ein verzweifelter Schrei nach Aufmerksamkeit. Und diese hat er bekommen. Bundeskanzlerin und Bundespräsident haben auf seine Tat reagiert. Wie will jemand noch mehr Aufmerksamkeit?
Aber ja, dennoch ist es eine schlimme Tat, und sie berührt einen tief, wenn man genauer darüber nach denkt.
Aber eine andere Frage, die man sich noch stellen sollte ist:
Sind 15(+1) Opfer eines Amoklaufs mehr wert als 15(+1) Opfer eines Autounfalls?
Warum interessiert uns das eine, aber das andere nicht?
Alex4 (aka Loki) hat gesagt…
PS: Egal welche Strafe der Vater noch bekommt. Die schlimmste Strafe hat er schon erhalten. Ich glaube nicht, dass der Vater in seinem Leben noch einen wirklich glücklichen Moment haben wird.
Die Verurteilung zu einer Haftstrafe ist meiner Meinung nach hierbei quasi nur noch eine Formsache.
Cuthullu hat gesagt…
Warum uns 16 Amokopfer mehr bewegen als 16 Unfallopfer?

Die Frage ist doch leicht beantwortet. Ein Unfall ist ein genau das ein Unfall. Oft auch durch Fahrlässigkeit entstanden aber dennoch nicht mittels des freien Willen des Menschen kaltblütig vom Unfallverursacher geplant und ausgeführt.

Mord, und ein Amoklauf erst recht, ist gewollt und geplant. Das ist das was so grausam erschreckend daran ist.
Anonym hat gesagt…
Meines Erachtens nach werden die Sicherheitsstufen niemals hoch genug sein, um derartige Vorkommen verhindern zu können.

Amokläufe etc. wird es immer geben, was schon schrecklich genug ist.
Noch erschreckender daran find ich diese wahnsinnige Sensationsgeilheit der Deutschen.

Es wird in den Medien leider viel zu viel aufgebauscht und spekuliert.
Armes Deutschland.

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