"Die Zone"

Es ist schon merkwürdig wohin ein Streifzug durch das Internet manchmal führt.

Es begann damit, das ich im Shadowrun Nexus, einem großen deutschsprachigen Forum über das Pen & Paper Rollenspiel Shadowrun, einen Thread zum Thema Atombomben in Shadowrun gelesen habe. Als dort jemand Tschernobyl in den Mund nahm, richtete ich mir einen neuen Tab ein, um mir auf Wikipedia "mal schnell" die Geschichte dieses Reaktorunfalls nochmal ins Gedächtnis zu rufen.

Eine Stunde später schreckte ich vom klingeln meines Telefones hoch, ein Kunde benötigte Informationen. Dadurch wurde ich daran erinnert das es zwar spätnachmittag ist, aber ich noch nicht Feierabend habe. Die Faszination der Seite die ich gerade lese, die Anziehungskraft der Fotos die ich mir aber ansehe und die Gedanken und Emotionen die dabei durch meinen Kopf wüten machen es mir aber für heute nicht möglich, effektiv zu arbeiten. Daher nehme ich das Privileg der Selbstständigen für heute in Anspruch und werde morgen halt etwas länger arbeiten, effektiv arbeiten.

Ich spreche von dieser Seite hier http://elenafilatova.com/. Elena Filatova ist eine Frau in den 30ern, die in regelmäßigen Abständen von Kiew (Ukraine) aus in das unterdessen verlassene Gebiet um den Reaktor fährt, um dort Fotodokumentationen zu machen. Das ganze geschieht anscheinend privat und auf eigene Faust, was ihren Berichten die Emotionalität und Nähe dessen gibt, was wir alle, wirklich alle, auch ich, verdrängt haben.

Es ist absolut kein Vergleich, ich selbst habe verlassene Orte wie diese Frau oder Gegenden mit dem Flair des vergangenen, mysteriösen und endgültigen bereits ebenfalls auf eigene Faust untersucht. Grafenwöhr 2001, Berlin-Marzahn 2002, Eisenhüttenstadt ca. 2005, Prag 2007 und unzählige Ruinen und verlassene Orte in Bayern. Es ist kein Vergleich. Die einzige Gefahr der ich mich bei solchen Unternehmungen bisher unterzogen habe war ein Unfall beim herumklettern, oder die Konfrontation mit Leuten die ebenfalls solche Orte aufsuchen und Ihre Ruhe haben wollen. Diese Frau begibt sich, das geht aus ihren Berichten und offiziellen Daten hervor, immer noch teilweise in höchste Lebensgefahr.

Aber ich kann sie verstehen. Orte zu besuchen an denen die Zeit stehengeblieben ist, geheimnisvoll, menschenleer, die erodierenden Zeugnisse der menschlichen Zivilisation und Vergänglichkeit zu betrachten, vor den Mahnmalen unserer Versuche Gott zu spielen zu stehen, das übt einen unglaublichen Reiz aus.

Am Wochenende kam ich über Umwege auf die Seite eines Nürnberger Industrial Projektes namens Prypjat. Das war wohl der Vorbote für meine heutigen Entdeckungen. Nicht alles was wir tun entspringt unserem Willen.

Vielleicht ist das mein nächstes Projekt. Ob es real wird sehen wir, aber ich hegte schon als kleines Kind den Wunsch dieses Gebiet zu besuchen, mit der heutigen Entdeckung ist er wieder an die Oberfläche gekommen. Damals in den 90ern des 20. Jhds war es ein bißchen das Hirngespinst eines Jugendlichen. Jetzt verfüge ich theoretisch über die Möglichkeiten dazu.

Ich kenne sogar einen Menschen, der so eine Tour sofort mitmachen würde, der ebenso fasziniert ist von diesen Orten, die man in der Fiction Literatur unter dem Begriff Endzeit zusammenfassen kann, wie ich. Der für so etwas bereit ist. Ich denke ich werde einmal telefonieren die nächsten Tage.

Kommentare

Alex4 (aka Loki) hat gesagt…
Nicht schlecht, was du so alles während deiner Arbeitszeit ausgräbst. Die Bilder wirken echt imposant und interessant. Das ist wohl etwas was länger im Gedächtnis bleibt

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